Wir sagen NEIN zu Billigwelpen! Wer jemals die Bilder von zur Zucht missbrauchten Hunden gesehen hat, wird das nicht mehr so schnell vergessen. In Drahtkäfigen übereinander gestapelt, im eigenen Kot sitzend, unterernährt und im besten Falle verrückt geworden, müssen diese armen Kreaturen einen Wurf nach dem anderen produzieren. Ganze Wagenladungen an so „gezüchteten“ Hundewelpen werden nach Österreich und Deutschland gekarrt. Zu diesem wichtigen Thema hat Manuela Klemz vom Hundezentrum Reichertshofen einen informativen Artikel in der deutschen Citicon geschrieben und uns netterweise zur Wiedergabe zur Verfügung gestellt:
Und jährlich grüßt das Murmeltier …
zumindest kommt es mir so vor.
Über das Thema Welpenhandel hatte ich an dieser Stelle schon einmal geschrieben, über das skrupellose Geschäft mit der „Ware Tier“, überfüllte Wagenladungen mit viel zu jungen Baby-Hunden, die aus Osteuropa, aber auch den Niederlanden und Belgien mit teilweisen gefälschten oder gleich ganz ohne Papiere nach Deutschland gebracht werden. Auch Europas größtes Tiermagazin „dogs“ beschäftigt sich in seiner aktuellen Ausgabe (wieder einmal) mit den Hintergründen des europäischen Welpenhandels, und was man dort in Wort und Bild zu Augen bekommt, treibt einem Tierfreund die Tränen in die Augen: Unzumutbare Aufzuchtbedingungen mit von Kot und Urin versifften Kellerräumen, Transportkäfige, in denen die Tiere gleich dutzendfach eingepfercht sind, verklebte Augen und von der Staupe-Krankheit zerstörte Gebisse …
Länderbezogene Aufgabenteilung
Dem Bericht zufolge hätten sich einige Länder inzwischen auf bestimmte Teile des Geschäfts spezialisiert: Begünstigt durch die jeweilige Gesetzgebung, bzw. die mangelnden Kontrollen würden die Welpen in Osteuropa billigst produziert und dann von Großhändlern in Belgien und den Niederlanden vertrieben werden. Funktionierende wirtschaftliche Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, leider ein Beispiel der üblen Sorte.
Der Handel funktioniert nur, weil es Käufer gibt. Wer unbedingt einen Rasse-Welpen haben möchte, aber nicht bereit ist, mehrere Hundert Euro auszugeben, vergisst wohl auch mal gern absichtlich, darüber nachzudenken, wie man solche Preise realisieren kann. Dass so ein Billigwelpen nur in der Anschaffung günstig ist, merken die Käufer dann spätestens beim ersten Tierarztbesuch: Flöhe und Würmer sind vergleichsweise harmlos mit den eingeschleppten Infektionskrankheiten, die auch tödlich verlaufen können. Den Kleinen halbwegs lebensfähig zu machen, kostet dann eine Menge Geld – nicht selten den Differenzbetrag zu einem Kauf bei einem verantwortungsvollen Züchter.
Über sogenannte Familien, Tierschützer und endliche Liebe
So weit, so bekannt. Doch die Händler, so berichtet dogs, hätten dazugelernt: Inzwischen geben sich die Händler als Schein-Familienzuchten aus, Mutterhündinnen werden gezeigt, die keine sind und gefälschte Papiere mitgegeben. So lassen sich die Welpen „aus der liebevollen Hobbyzucht“ schließlich teurer verkaufen, der Gewinn vergrößern.
Vor ein paar Wochen hat der Verein IN-Tierschutz, dessen 1. Vorsitzende ich bin, zu einer Informationsveranstaltung zur Anschaffung eines Welpen eingeladen. Der Verhaltensbiologe Dr. Udo Gansloßer und die Tierärztin Sophie Strodtbeck haben dort anschaulich dargestellt, was in den ersten Wochen eines Hundelebens alles passiert und wie wichtig passende Rahmenbedingungen sind. Wer um diese Hintergründe weiß, kann bei einem Blick hinter die Kulissen der Welpenmafia wohl nur das kalte Grausen bekommen, denn nicht alles kann wieder nachträglich ausgemerzt werden, was an dem jungen Hund vermurkst wurde.
Wer sich ein tierisches Familienmitglied zulegen möchte, ist also gut beraten, aufmerksam zu sein und viele Fragen zu stellen. Das gilt aus meiner Erfahrung übrigens auch für sogenannte Tierschützer, die ein Tier „in Not“ verkaufen: Seien Sie kritisch und hinterfragen Sie: Handelt es sich um einen Verein, der vielleicht auch noch als gemeinnützig anerkannt ist oder macht hier jemand unter dem Deckmäntelchen des Tierschutzes sein Geschäft? Seien Sie auch kritisch bei den „liebevollen Hobbyzüchtern“: Züchten bedeutet mehr, als seine Hündin „nur einmal Junge haben“ zu lassen. Verantwortungsvolle Züchter suchen sehr gezielt nach passenden Partnern und haben das Ziel, gesunde Welpen mit besten Voraussetzungen zu erhalten. Und ihre „Liebe“ bleibt auch über den Verkauf hinaus bestehen: Schon einen Tag nach dem Weihnachtsfest 2012 wurde in einem Tierheim unserer Region das erste tierische Weihnachtsgeschenk wieder abgegeben: Empörend genug, dass wieder einmal eine Allergie als Grund genannt wurde – sollte dies tatsächlich so sein, hätte man das im Vorfeld ja auch recht einfach schon einmal abklären können. Als Sahnehäubchen wurde auch noch mitgeteilt, dass der Züchter sich geweigert hätte, den kleinen Welpen zurückzunehmen. Es mag sich jeder seinen eigenen Reim auf diese Geschichte machen – mich macht sie wütend, zumal sie kein Einzelfall ist und sich täglich irgendwo in dieser Republik wiederholt. Dieser leichtfertige Umgang mit unseren Mitgeschöpfen macht mich sogar dermaßen wütend, dass ich das Thema noch einmal aufgreifen wollte und ich hoffe, Sie sehen mir diese Wiederholung nach.
Gemeinsam gegen den Welpenhandel
In der 2011 gegründeten Arbeitsgemeinschaft Welpenhandel haben sich führende Experten und Verbände aus Tierschutz, Zucht, Verhaltenskunde und Tierseuchenbekämpfung zusammengeschlossen. Mit der Initiative „Welpen sind keine Ware“ will sie in der Öffentlichkeit und auch in der Politik das zunehmende Problem bewusst machen. Auf der Internetseite www.wuehltischwelpen.de gibt es viele Informationen rund um das Thema und Tipps zur Anschaffung eines Welpen. Wenngleich es nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein erscheinen mag: Auch jeder Einzelne kann seinen Teil dazu beitragen, den schmutzige Geschäft mit dem Welpenhandel zu erschweren. Natürlich durch sein eigenes Handeln, aber auch über Mund-zu-Mund-Propaganda. Helfen Sie mit?
Artikel aus der Citicon zur Verfügung gestellt von
Manuela Klemz
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